Accueil > Manifestations > Séminaires > Séminaires 2014-2015 > Transferts culturels 2014-2015
Transferts culturels 2014-2015
Pays germaniques
23 janvier – Histoire des études juives
- Martina Steer (Vienne) : Transnationales Gedächtnis. Moses Mendelssohn als lieu de mémoire im 19. und 20. Jahrhundert -
Der Vortrag untersucht die Entstehung eines modernen kollektiven Gedächtnis und analysiert die durch kulturelle Transfers bedingten Transformationen von Erinnerungsorten und Mnemotechniken. Moses Mendelssohn als « lieu de mémoire » kommt dabei beispielhafte Bedeutung zu. Der jüdische Philosoph der Aufklärung war einer der ersten Intellektuellen in Europa, dem in derart intensiver, variantenreicher und auch konfliktbeladener Weise gedacht wurde. Das Gedenken an Mendelssohn reflektiert nicht nur den Grad der Säkularisation von jüdischen Identitäten und den Stand der umkämpften Bemühungen um Emanzipation, Verbürgerlichung und Integration. Es ist auch ein Indikator für das Verhältnis von Juden und nicht-Juden in verschiedenen Gesellschaften und gibt damit Aufschluss über die Wechselwirkungen zwischen jüdischer und nichtjüdischer Sphäre. Darüber hinaus kann die transnationale Erinnerung an Mendelssohn als Parameter für die sich immer wieder verändernden und neu formierenden Konflikte innerhalb des Judentums gelesen werden und somit paradigmatisch einen Ausblick auf eine transnationale moderne jüdische Geschichte geben, die mehr ist als die Summe national verorteter Einzelgeschichten.
- Tal Hever-Chybowski (Maison de la culture yiddish, Paris) : Gathering People : Political Models of the Yiddish « zamlers » -
Zamlers (« collectors » in Yiddish) were thousands of non-professional volunteers, mostly in Eastern-Europe, who, during the 19th and 20th centuries, gathered Jewish philological, ethnographic and historical material and sent it to private scholars and research institutions. This paper investigates the zamler scholarly model, emphasizing its political implications from its origins in the 18th-century Jewish Enlightenment ( Haskolo), through the Yiddishist movement in the 19th-century, the historiographic project of Simon Dubnow, the Yiddish folklorists of the early 20th-century, the Yiddish Scientific Institute (YIVO) and beyond. The exchange between Yiddish professional scholars and their untrained zamlers, scattered all over Eastern-Europe and crossing national boundaries, is shown to constitute a diasporic model of collective scientific research, an alternative to centralized nation-state scholarly institutions.